Die Neigung nach geordneten Verhältnissen: beschreiben, einteilen, ordnen, klassifizieren - begreifen. Wirklichkeit ist immer schon: eingeteilte, geordnete. Übersichtlich und geordnet erscheint schon die Wirklichkeit des Alltags. Das Zerfließende, Ungeordnete, Auseinanderstrebende, Konfuse, Wirre und Dionysische bleibt hintergründig Boden und Weite für den Begriff. Vielleicht, dass man es genauer wissen möchte. Meistens will man das nicht, das Genauer-Wissen. Dadurch nämlich könnte fraglich werden, was das Wissen eigentlich sein soll. Im Ungefähren, im Schwebenden, im Konfusen gerade (nicht zu sehr) hat man sein Element des Verstehens. Wenn, das sei die Voraussetzung, man es genauer wissen möchte, kommt die (schon) eingeteilte Wirklichkeit selbst in Schwebe. Bewusster - genauer - deutlicher: das Begreifen, der Begriff - schärfere Einteilung: Tendenz: Eindeutigkeit (Univozität) - eine ziemlich genaue "Bedeutung": ein eindeutig bestimmter Inhalt des Denkens über (die Wirklichkeit). (Wirklichkeit) zeigt an: es ist nicht eindeutig, was Wirklichkeit (Sein) sein soll. Wenn man es genau wissen will, muss man etwas genau bestimmen. Etwas genau bestimmen ist dann im Gange, wenn man etwas "definiert". Das Begreifen (der Begriff) hängt mit dem Definieren zusammen. Begreifen heißt: definieren. Der "Begriff" ist ein Produkt der Definition. Wer es genau wissen will, bringt es daher auf den "Begriff".
Das Definieren ist ein Ordnen und Klassifizieren: genauer ein Zu-Ordnen. Mensch, Fuchs, Maus, Hase, Bäume, Gelsen, Thunfisch: sie alle gehören zur Gattung (genus proximum) Lebewesen. Der Mensch, so sagt man, untertscheidet sich innerhalb dieser Gattung "Lebewesen" vom Lebewesen Hase dadurch, dass er "vernunftbegabt" ist, dass er reflektiert, ein reflexes Lebewesen ist, das in der Lage ist, sich selbst als Lebewesen wahr-zu-nehmen, Selbstbewusstsein zu haben (differentia specifica). Ein Stein fällt überhaupt nicht in die Klasse oder Gattung der Lebewesen, sagt man, er ist leblose Materie. Freilich, über das alles braucht man sich keine Rechenschaft geben. Diese Methode der Begriffs-Findung interessiert den Philosophen. Letztlich wird man finden, dass die Gesamt-Wirklichkeit mehr oder weniger genau klassifiziert ist: Lebendiges - Nicht-Lebendiges - Abstraktes - Reales - Nicht-Reales - Geistiges - Un-Geistiges usw. Man kann die Wirklichkeit auch gesamt daraufhin ansehen, ob sie wirklich ist, im Sein anwest, oder ob das Nichts, ob absolut oder relativ, konstituierend wirkt.
Mit dem Seins-Begriff hat es eine eigene Bewandtnis, denn er ist, und dessen war sich Aristoteles klar bewusst, kein oberster Gattungs-Begriff, sondern ein transcendens (dazu später noch).
Meistens liegt die Tendenz zur Univokation vor, das Eindeutige hat man lieber, es gibt klarere Orientierung, man weiß, woran man ist: man verwendet "eindeutig" ein Wort. Hase, Maus, Igel, Mensch, Fichte, Ameise, Makrele,.... - sie alle kommen darin überein, "Lebewesen" zu sein. Das ist eine eindeutige (keine mehrdeutige) Zu-Ordnung. Von allen besonderen Unterschieden dieser Lebewesen wird weggesehen (abstrahiert), es wird nur darauf hingesehen, worin sie miteinander übereinkommen und das muss "eindeutig" (univok) geschehen. Der univoke Begriff ist daher immer der "abstrakte", durch Definition gewonnene Begriff.
Eine Bank zum Sitzen, eine Bank als Geldinstitut oder eine Blut-Daten-Bank usw., diese Wörter kommen der Lautgestalt "Bank" nach überein, haben aber in der Sache, im jeweiligen Begriff, miteinander nicht das geringste zu tun. Diese Lautgleichheit oder Äquivokation spielt weiters keine besonders wichtige Rolle.
Dass sich die Wirklichkeit in einem sehr abstrakt-univoken Begriffs-Schema wiederfindet, ist unser Anknüpfungspunkt. Der abstrakt-univoke Begriff erreicht die Wirklichkeit daher immer nur modellhaft. Es besteht ein Unterschied, eine Differenz zwischen Begriff und Wirklichkeit. Zu fragen bleibt, woher das Wissen um diese Differenz herstammt. Es muss ein Kriterium geben, dass diese Differenz anschaulich macht, keine explizite, aber eine implizite intellektuelle Anschauung. Der abstrakt-univoke Begriff fasst zusammen, bringt die Verschiedenen (die Seienden, ta onta) in eine Identität. Insofern weiß man immer mehr als man "weiß". Das abstrakt-univok-begriffliche Erkennen bleibt hinter der implizit intellektuellen Anschauung (Identität in Differenz) zurück.
Das "Absolute" (das Losgelöste) - und nur darum wird es zu tun sein - soll mehr gefühlt werden, oder, es soll "angeschaut" werden - etwa in der oben genannten intellektuellen Anschauung. Hegel ist ein Gegner dieser Auffassung, die zu seiner Zeit schon weit verbreitet war. Dementgegen soll die Wahrheit (des Absoluten) durchaus "begriffen" werden, also zu Begriff gebracht werden.